Vegane Möbel? Muss das sein? Dass die Grundlage einer veganen Lebensweise der Verzicht auf tierische Produkte ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Aber es ist nicht damit getan, dass wir unsere Lammfellwesten, Persianermäntel und Kalbslederstiefel in den Altkleider-Container werfen, Fleisch, Milch und Eier vom Speiseplan streichen und, weil wir mittlerweile wissen, dass Gelatine ein tierisches Produkt ist, sogar auf unsere geliebten Gummibärchen verzichten.

Veganes Schlafzimmer mit Massivholzbett

Wer konsequent vegan leben will, der muss bereit sein, sein Leben gänzlich neu zu überdenken. Auch Möbel gehören dabei dazu.

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Tierische Produkte in Möbeln

Zunächst sollte man sich einmal bewusst machen, was eigentlich nicht-vegane Möbel sind und wie viele dieser aus tierischen Produkten hergestellten Einrichtungsgegenstände in unserer Wohnung, in unserem Leben herumstehen, ohne dass wir es wissen.

Der Kuhfell-Teppich ist schon auf den ersten Blick ein Abfallprodukt. Auch die Daunendecken im Schlafzimmer sind zweifellos nicht vegan, weil dafür Gänse, Enten oder Hühner Federn lassen mussten, was inzwischen allgemein bekannt ist.

Schwieriger wird es schon mit dem obligatorischen Ledersofa, das so selbstverständlich in unseren Wohnzimmern thront, als gebe es keine Alternative. Gibt es aber! Hochwertiges Kunstleder ist mittlerweile genau so wenig von Echtleder zu unterscheiden wie ein Fake-Fur-Pelz von echtem Nerz. Wer sich auf einem Sofa aus Naturmaterialien wohler fühlt, der kann auf Kokos oder Naturlatex vertrauen. Mit allen synthetischen Stoffen, mit Acryl und Polyester, ist man als Veganer ohnehin auf der sicheren Seite. Deshalb braucht auch kein Mensch Decken oder Kissenbezüge, für die ein Tier seine Haut zu Markte tragen musste. Und ja, das gilt leider auch für das wunderschöne Seidenkissen aus Indien oder Pakistan, selbst wenn es ein Fair-Trade-Produkt ist. Denn um 250 g Seide zu gewinnen, werden 3000 Seidenspinnerlarven in kochendes Wasser geworfen: ein qualvoller Tod. Wenn Sie das wissen, finden Sie das Kissen möglicherweise nicht mehr ganz so schön.

Bis hierhin ist die innenarchitektonische Umrüstung auf veganes Mobiliar also leicht zu bewältigen. Aber ist Ihnen bewusst, dass für das billige Bücherregal aus Press-Span Knochenleim verwendet wird? Und leider sind auch die meisten Bücher mit Leim verarbeitet, der aus tierischen Bestandteilen hergestellt wird. Selbst die Fotografien, die edel gerahmt an unseren Wänden hängen, sind mit Gelatine beschichtet, eben jenem Knochenleim, der uns auch den Appetit auf Gummibärchen verdorben hat.

Ein Neubeginn jenseits der Wegwerf-Mentalität

Was also tun? Das alte Leben auf den Müll werfen, um ein komplett neues, vegan korrektes Leben beginnen zu können? Das wäre nicht im Sinne der Umwelt, denn eben dieser Ex-und-Hopp-Lebensstil ist es, mit dem wir unseren Planeten ruinieren. Das Zauberwort ist und bleibt: Nachhaltigkeit.

Vegane Möbel in der Küche

Die Aufforderung der Vegan Society "(...) soweit wie möglich und praktisch durchführbar, alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden und darüber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen zu fördern (...)" zielt auf eine evolutionäre Veränderung unseres Bewusstseins und unserer Lebensführung. Das heißt: Das Rindsleder-Sofa darf selbstverständlich bleiben, bis es ausgedient hat. Es einfach zu entsorgen wäre eine erneute Missachtung des Tieres, das für uns Menschen sein Leben opfern musste. Eben diese Wegwerf-Mentalität gilt es aber zu überwinden. Erst bei der Neuanschaffung sollte unser Augenmerk sich auf vegane Alternativen richten. Die Möbelindustrie hat erkannt, dass Veganismus kein kurzlebiger Trend ist und bietet mittlerweile nicht nur vegane Tische und Regale, sondern ganze Wohn-und Schlafsysteme an, bei deren Verarbeitung auf Tierprodukte verzichtet wurde.

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Auf dem Weg in eine vegane Zukunft

Was Sie also jetzt schon tun könnten, ist, billig zusammengeleimte Sperrholzmöbel durch Massiv-Holz-Produkte zu ersetzen - wobei Sie darauf achten sollten, dass das hierfür verwendete Holz aus nachhaltiger deutscher Forstwirtschaft stammt und nicht aus einem illegal gerodeten Urwald. Ein Beispiel sind vegane Möbel, die weder mit Bienenwachs noch mit Schellack behandelt, sondern mit Kunstharz verarbeitet werden. Und natürlich gibt es mittlerweile auch vielfältige vegane Möbel von namhaften Designern. Nur unser Bewusstsein braucht vielleicht noch etwas Zeit. Denn Lebensgewohnheiten, die buchstäblich seit Ur-Zeiten nicht geändert wurden, legt man nicht von heute auf morgen ab. Aber auch wenn es ein langer Weg ist, auf dem wir nur langsam vorankommen: Es ist der richtige Weg. Und das sollten wir uns Tag für Tag bewusst machen.