Klare Kanten sind nur eine Art, Stil auszudrücken.Dass Italien ein Synonym für Mode, Eleganz und Stil ist, stellt längst kein Geheimnis mehr dar. Egal, ob in der Kleidungsindustrie, in der Autobranche oder bei der Produktion von Kaffeemaschinen - der Stempel "Made in Italy" ist zu Recht ein geschätztes Qualitätsmerkmal bei vielen Dingen. So auch in der Möbelbranche: Exklusive Sofas, feine Gardinenstoffe, kuschelige Teppiche und vieles mehr werden in Ateliers in Italien entworfen. Einige der besten internationalen Möbeldesigner stammen aus Italien und natürlich stehen auch einige Möbelmarken aus dem südeuropäischen Land für unverkennbares Design. Mehr als nur ein Grund also, dieses Thema zum Welttag des Designs näher zu beleuchten.

Die Geschichte des italienischen Designs

Was das italienische Design wirklich ausmacht, lässt sich nicht so einfach pauschalisieren. Dazu ist seine Geschichte zu lang - das italienische Design ist vielschichtig und besitzt eine Menge Traditionen, scheut sich aber dennoch nicht vor Innovationen und ist oft Vorreiter für gewagte Kreationen. Das italienische Design hat seinen Ursprung vor allem in der traditionellen Handwerkskunst. Edles Glas, Skulpturen oder auch Porzellan galten schon vor Hunderten von Jahren in Städten wie Rom, Mailand oder Venedig als Zeichen der Kultiviertheit und des gehobenen Stils. Doch auch in anderen Erdteilen schätzte man Produkte aus Italien, vor allem während der Renaissance. Im frühen 20. Jahrhundert fand in Turin eine internationale Design-Ausstellung statt, welche hochwertige industrielle Luxusgüter präsentierte. Bis heute ist das italienische Design klar auf dem Vormarsch und bietet trotz seiner Traditionen immer wieder viel Raum für Neues. 

Das Einzigartige daran ist, dass sich in italienischem Design Extravaganz, Funktionalität und Robustheit miteinander vereinen. Zahlreiche internationale Designer arbeiten vorzugsweise mit italienischen Möbelfirmen zusammen oder lassen sich von ihren Produkten inspirieren. Vor allem im nördlichen Teil des Landes, dem industriellen Zentrum rund um Mailand, floriert der Design-Markt. Nach wie vor gibt es dort noch zahlreiche traditionsreiche Familienbetriebe mit Handwerkskunst, aber auch innovative Produktionsstätten, die mit den neuesten Technologien der Möbelherstellung arbeiten und immer weiter experimentieren. 

Das 21. Jahrhundert - Design im Fokus

Auch der alte Stil zeugt von Geschmack.In den 1930er-Jahren gründete man in Oberitalien die sogenannte Triennale di Milano. Diese Ausstellung beschäftigte sich insbesondere mit modernem industriellen Design aus Italien. Leider nahm der Verlauf des Zweiten Weltkrieges viel der Blütezeit der italienischen Designkunst, allerdings sah man in der weitläufigen Zerstörung auch die Chance für einen Neubeginn, eine Herausforderung, die noch größer und einflussreicher werden konnte als zuvor. Man entwarf neue Wohnkonzepte, Utensilien für das tägliche Leben und Möbelstücke, welche den Nerv der Zeit vor allem im Hinblick auf Beständigkeit sowie Robustheit trafen. Viele Architekten und namhafte Designer wurden mit ihren legendären Entwürfen in dieser Ära unsterblich, wie zum Beispiel Ernesto Nathan Rogers, Achille Castiglioni, Ettore Sottsass oder auch Vico Magistretti. Genau diese kreativen Köpfe, die es verstanden, Kultur und moderne Designkunst eindrucksvoll und innovativ miteinander zu verbringen, waren es, die Mailand zu einem der weltweit führenden Designzentren machten.

Das italienische Design heute - jung, kreativ und experimentierfreudig

Eine der wichtigsten zeitgenössischen Desginerinnen ist unter anderem Patricia Urquiola, die auf nahezu allen wichtigen Designmessen der Welt vertreten ist. Vielgeschätzt ist in dieser Branche der Compasso d'Oro - der Goldene Zirkel, eine Auszeichnung, die in Mailand vergeben wird und so etwas wie der höchste Preis im Designermetier ist. Wer ihn bekommt, hat es geschafft und ist auf der höchsten Ebene der internationalen Designer angekommen.

Das heutige italienische Design ist jedoch vor allem eines: Jung. Sicherlich kommen nach wie vor typisch italienische Traditionen zum Einsatz, die vor Stilsicherheit nur so strotzen, jedoch muss ein kreatives Möbelprodukt heute tiefsinniger hergestellt sein. Die neuen Jungdesigner beschäftigen sich so zum Beispiel mit Nachhaltigkeit, sie hinterfragen schon seit Jahren etablierte Methoden der Möbelproduktion und wagen auch einmal Neues. Immer öfter werden Einzelstücke oder auch Designserien für die Massen entworfen.

Eleganz und Prunk waren noch bis vor einigen Jahren der typisch italienische Stil. Es wurde vor allem mit Glas, Porzellan oder auch verschnörkelten, luxuriösen Elementen gearbeitet. Im modernen Einrichtungsstil setzt man weniger auf Pomp, sondern dagegen vor allem auf Understatement - und das nicht nur in der Möbelproduktion. Das neue italienische Design ist geradlinig, puristisch und klar definiert. Weniger ist mehr, dieses Motto gilt sowohl bei der Materiauswahl als auch bei der Detailgestaltung der einzelnen Objekte. Wann immer man sich auch in ein italienisches Möbelhaus begibt, wird man bemerken - das Land legt viel Wert darauf, mit seinen Entwürfen ganz am Puls der Zeit zu bleiben oder diesen auch vorzugeben. 

Ein moderner Colani Sessel besitzt Schwung und Eleganz.Das italienische Design soll dabei alle sozialen Schichten erreichen und nicht nur jene, die sich mit Prestige und Luxus rühmen. Die moderne italienische Designerbranche strebt vor allem danach, den Menschen ihren Alltag auch im Detail Stil und Eleganz mitzugeben - sei es durch ein formschönes Sofa, einen eleganten Esstisch oder auch eine Lampe, die mit ihrem Design der Blickfang eines ganzen Raumes ist. Wichtig ist, in all diesen Konzepten den richtigen Blick zu bewahren - und das ist eine Kunst, die bis heute ganz klar kennzeichnend für das italienische Design ist.